Brenner-Nordzulauf

Ansprechpartner in der Gemeinde zum Thema Brenner-Nordzulauf:

1. Bürgermeister Stefan Adam
Tel.         08039 9067-13
E-Mail:   stefan.adam(at)schechen.de

Karl-Heinz Salzborn, Geschäftsleitender Beamter
Tel.:        08039 9067-14
E-Mail:   karl-heinz.salzborn(at)schechen.de

 

Alle Informationen zum Projekt und zum Trassenverlauf finden Sie unter https://infomarkt.brennernordzulauf.eu

Die Deutsche Bahn hat die Baupläne zum Brenner-Nordzulauf am 26. Oktober 2023 vorgestellt. Damit steht die endgültige Linienführung der Zugstrecke fest. Was das nun für die Region bedeutet?

Für den Brenner Nordzulauf steht nun die endgültige Linienführung fest. Die Planer der Deutschen Bahn haben die Ergebnisse ihrer Variantenprüfungen vorgestellt. Man habe die geplante Zugstrecke optimiert, was lt. Bahn lokal Vorteile mit sich bringe.

Nördlich von Rosenheim arbeiten die Projektplaner künftig mit einer Kombilösung aus Brücken und Dämmen. In Mintsberg ist eine 650 Meter lange Brücke geplant, gefolgt von einem rund 800 Meter langen Damm. Dann folgt wieder eine Brücke über die Bundesstraße B15 neu und die Bahnstrecke Rosenheim-München. Im Anschluss ist ein 1.100 Meter langer Damm vor Pfaffenhofen geplant, die Innbrücke wird um circa 400 Meter verlängert. Die geplante Dammhöhe gibt die Deutsche Bahn mit sieben bis neun Metern an.

Bereits im Juni 2023 hat der Gemeinderat in seiner Sitzung Kernforderungen beschlossen, welche in der Umsetzungsentscheidung im Deutschen Bundestag eingebracht werden:

1) Die Gemeinde Schechen fordert, den konkreten Bedarf des Brenner Nordzulaufes mit aktuellen, nachvollziehbaren Zahlen nachzuweisen. Ohne entsprechenden transparenten Nachweis lehnt die Gemeinde Schechen den Brenner Nordzulauf vollumfänglich ab.

2) Die Ertüchtigung der Bestandsbahnstrecken in Richtung Brenner sind der geplanten Neubaustrecke vorzuziehen.

3) Hilfsweise wird eine komplette bergmännische Tunnellösung im Bereich des Gemeindegebietes Schechen, des Inns sowie die Verlegung der geplanten Verknüpfungsstelle Ostermünchen nach Norden gefordert.

Die Vertreter der Bahn haben die endgültige Linienführung im Gemeinderat vorgestellt. Damit besteht nur Klarheit über den Nordzulauf auf dem Gemeindegebiet und der Gemeinderat kann sich überlegen, die Kernforderungen bis Anfang des neuen Jahres anzupassen.

 

Alle zentralen Forderungen wurden zusammengefasst: und vom Kreistag mit großer Mehrheit (von 60 Räten waren 54 dafür) beschlossen

Die Deutsche Bahn muss den Feinplanungsprozess für die Trasse des Brenner-Nordzulaufs in enger Kooperation mit den betroffenen Kommunen umsetzen und die Forderungen einbeziehen. Von den anwesenden 60 Kreisrätinnen und Kreisräten stimmten 54 für die Resolution.

Nach Bekanntgabe der „violetten Trasse“ als Vorzugstrasse, setzten sich die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden mit dem Landrat Otto Lederer zusammen. Der Landrat: „Es war ein Spagat, denn jede Gemeinde hätte eine eigene Resolution verfassen können.“ Von allen Beteiligten ging eine hohe Bereitschaft zum Kompromiss aus. „Wichtig ist, dass wir mit einer Stimme sprechen. So können wir unsere Forderungen gegenüber der Bahn und der Politik glaubhaft und deutlich vertreten. Die Resolution kann dazu beitragen, dass unsere Forderungen umgesetzt werden.“

An erster Stelle steht erneut, vor einer Verwirklichung der Neubaustrecke, den Bedarf für zusätzliche Gleise eindeutig nachzuweisen. In dem Resolutionstext wird anerkannt, dass für die Vorzugstrasse bereits 31,5 Kilometer Tunnel vorgesehen sind. Einschränkend wird aber auch festgestellt, dass dies für die gesamte Strecke nicht ausreicht.

Die Strecke nördlich von Rosenheim soll weitestgehend unterirdisch geplant werden, einschließlich einer Unterquerung des Inns. Die Verknüpfungsstelle Ostermünchen soll nach Norden verschoben werden, zudem die bestehende Bahnstrecke einschließlich des Bahnhofs Ostermünchen erhalten bleiben. Die Verknüpfungsstelle Niederaudorf soll in den Wildbarren verlegt werden.

Die Resolution enthält auch Forderungen zur bestehenden Strecke. So sollen die bereits 2016 getroffenen Zusagen zur Lärmsanierung nach Neubaustandard unverzüglich umgesetzt werden. Kreistag und Gemeinderäte fordern die Einführung eines Halbstundentakts im Schienenpersonennahverkehr, den Ausbau des Angebots im Schienenpersonenfernverkehr sowie den zügigen barrierefreien Ausbau aller Bahnhöfe und Haltestellen im Landkreis Rosenheim.

Die Deutsche Bahn und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer haben am 13. April 2021 die Entscheidung zum Streckenverlauf des Brenner-Nordzulaufs bekanntgegeben. Die Wahl fiel auf die violette Trasse. Damit wäre unsere Gemeinde auf vier Kilometern Länge von dem Schienenprojekt betroffen, bei dem die Trasse das Gemeindegebiet auf einem 80 Meter breiten Wall zerschneiden würde.

Bürgermeister Stefan Adam gab dazu gegenüber dem OVB Rosenheim folgendes Interview:


Schechen – Es ist eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen für die Gemeinde Schechen: Vergangene Woche hat die Deutsche Bahn mit der violetten Trasse des Brenner-Nordzulaufs ihren Favoriten gekürt. Sie beeinträchtigt das Schechener Gemeindegebiet massiv. Ein Gespräch mit Bürgermeister Stefan Adam (CSU) über die Wahl der Bahn und was sie für die Gemeinde bedeutet.

Herr Adam, was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Wahl der violetten Trasse gehört haben?
Das darf nicht wahr sein, Katastrophe, ein Albtraum!

In der jüngsten Gemeinderatssitzung, kurz nachdem das Ergebnis bekannt gegeben wurde, sagten Sie, Sie müssten sich nun erst einmal neu sortieren. Wie ist Ihre Stimmung mit ein paar Tagen Abstand?
Ich war mehr als enttäuscht und von dem Video, das die Deutsche Bahn zur Visualisierung präsentiert hatte, geschockt. Mir ist bewusst, dass diese Entscheidung viel Kraft und Energie frisst und womöglich andere sinnvolle Projekte in meiner Gemeinde verlangsamt. Ich muss jetzt die Bürger Schechens unterstützen und alles tun, um diese sinnlose Zerstörung des Gemeindegebiets zu verhindern.

Hatten Sie bereits befürchtet, dass es die violette Trasse werden könnte?
Nicht unbedingt. In der Raumordnung gibt es das Anbindegebot, welches besagt, dass neue Siedlungsgebiete in der Nähe bestehender Siedlungen auszuweisen sind. Analog hierzu dürften neue Verkehrswege nur an bestehende anknüpfen. Tatsächlich hatte die Trasse oliv das optimale Kosten-Nutzen-Verhältnis. Aufgrund des vorkommenden Seetons, welcher die Machbarkeit der Varianten gelb, türkis und oliv infrage stellt, fand bei der Auswahl der weiterzuverfolgenden Trasse nur die Variante violett Berücksichtigung. Der Bundestag als entscheidendes Gremium hat somit keine Alternative und muss der Empfehlung folgen. Seeton findet man übrigens sehr wohl auch auf der violetten Trasse.

Wie genau soll die Bahnstrecke im Bereich Schechen aussehen?
Der südliche Gemeindeteil von Schechen liegt im Rosenheimer Becken. Das Inntal im Bereich der geplanten Bahnstrecke wird östlich und westlich durch Geländekanten begrenzt. Dieses Tal mit einer Breite von rund fünf Kilometern muss aufgrund der Höhendifferenz von mindestens 25 Metern zum Beckenrand zu den Nachbargemeinden Stephanskirchen und Großkarolinenfeld überspannt werden. Nach den vorliegenden Unterlagen wird der Inn mittels einer einen Kilometer langen Brücke überquert. Die restlichen vier Kilometer werden als aufgeschütteter Damm mit einer Breite von rund 80 Metern die Landschaft trennen. Dabei rückt der Damm zum Teil bis auf wenige Meter an die Wohnbebauung von Pfaffenhofen, Deutelhausen und Mintsberg heran.

Was wären dabei die gravierendsten Auswirkungen in der Gemeinde?
Unabhängig von dauerhaften Beeinträchtigungen durch Lärm und Erschütterungen und der Entwertung von Grundbesitz wird die achtjährige Bauzeit mit Baustellenlärm und Baustellenverkehr eine der größten Herausforderungen.

Welche weiteren Folgen hätte das Vorhaben etwa für die Natur oder die Landwirtschaft?
Der Rosenheimer Norden mit seinen Innauen wird nicht mehr zu erkennen sein. Er wird von einem Grenzwall geprägt sein. Die Auswirkungen auf Flora und Fauna sind noch überhaupt nicht abschätzbar. Ebenso die Effekte auf Grundwasserströme oder das Mikroklima. Die Bahn selbst spricht zum Beispiel von einer potenziellen Beeinträchtigung der Durchlüftung im Bereich Pfaffenhofen. Den Schechener Bauern werden durch die Westtangente und der Ausweisung von 70 Hektar Ausgleichsfläche für die A8 bereits Flächen entzogen. Durch den Bau der Neubaustrecke, durch Baustellenflächen, aber auch durch weitere Ausgleichsflächen für den Brenner-Nordzulauf, werden weitere landwirtschaftliche Existenzen bedroht.

Wie wird man in der Gemeinde nun weiter vorgehen?
Die Bahn wird aufgrund ihres Auftrages vom Deutschen Bundestag weiter an der Vorzugstrasse planen. Die Gemeinde wird sich daher mit den Gemeinden, die von der ausgewählten Trasse betroffen sind, weiterhin am Planungsdialog beteiligen. Unabhängig davon werden wir immer wieder den tatsächlichen Bedarf hinterfragen, der bis heute nicht nachvollziehbar dargestellt wurde.

Wenn es bei der violetten Version bleibt – könnte diese Strecke zumindest etwas verträglicher gestaltet werden?
Der Brenner-Nordzulauf im Bereich Kiefersfelden bis Ostermünchen verläuft nach den derzeitigen Plänen zu 60 Prozent im Tunnel. Die Tiroler haben es bereits auf 80 Prozent gebracht. Die Forderung nach mindestens 80 Prozent Untertunnelung hat auch der Rosenheimer Kreistag in seiner Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren formuliert. Ich schließe mich dieser Forderung ausdrücklich an und werde mich für sie einsetzen.

Was würden Sie sich in Sachen Nordzulauf wünschen? Eine andere Trasse? Keine Trasse?
Ich würde mir wünschen, dass die Konsumenten noch viel mehr regional einkaufen und somit der sinnlose Güterverkehr reduziert werden kann. Ich glaube allerdings auch, dass Corona unser Verhalten nachhaltig verändern wird. Telearbeit und Videokonferenzen werden den Personenverkehr dauerhaft verringern.

Interview: Katharina Heinz, veröffentlicht im OVB RO LOKALES LAND am Samstag, 24. April 2021

30.000 Bürgereinwände wurden sehr ernst genommen

Am Donnerstag, den 28.01.2021 gab die Regierung von Oberbayern bei einer Pressekonferenz die Ergebnisse des Raumordnungsverfahrens zum geplanten Neubau zusätzlicher Bahngleise als nördliche Zulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel bekannt. Nun sollen umfangreiche Maßnahmen wie Lärmschutz und Tunnelführung überprüft und Konzepte für Großbauwerke (Brücken, Tunnel) erstellt, Höhenlagen ermittelt sowie der Trassenverlauf genauer festgelegt werden.  All diese Planungen erfolgen nun dank der über 30.000 Einwände von Bürgern, Behörden, Institutionen und Organisationen, die sich allesamt für Ihre Region eingesetzt haben. Die Gemeinde Schechen bedankt sich an dieser Stelle nochmals bei allen, die sich am Raumordnungsverfahren mit einer Stellungnahme beteiligt haben. Jede hat dazu beigetragen, dass die Regierung von Oberbayern im Rahmen des Raumordnungsverfahrens Beeinträchtigungen im Bereich des Immissionsschutzes, der Siedlungsstruktur, der Erholung, der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei und Jagd, von Natur und Landschaft und der Wasserwirtschaft festgestellt hat.

Ergebnis des Raumordnungsverfahrens:
Nun steht fest: vier der fünf von der Deutschen Bahn untersuchten Trassenvarianten sind nach Einschätzung der Regierung von Oberbayern raumverträglich. Die Variante Blau östlich des Inns hat sich dagegen als nicht raumverträglich herausgestellt und die DB wird von einer weiteren Planung der blauen Variante Abstand nehmen. Alle anderen Varianten sind nur unter Maßgaben, das bedeutet mit Prüfaufträgen für die DB Netz AG aus der landesplanerischen Beurteilung heraus als raumverträglich anzusehen.

Planerische Auswirkungen durch das Raumordnungsverfahren auf Schechen:
Unsere Gemeinde betrifft die Variante Violett. Diese ist zwar weiter „im Rennen“, aber bei Weiterverfolgung der Planungen mit zahlreichen Maßgaben versehen. Gemeinsam mit allen an dieser Trassenvariante betroffenen Gemeinden, hat sich Schechen Rechtsbeistand eingeholt. Die Kanzlei sieht bei Realisierung der Variante Violett ganz erhebliche Erschwernisse und eine massive Verteuerung des Projektes, durch die zu erfüllenden Maßnahmen.

So ist:

  • Im Bereich der Innquerungen ist eine Tunnelführung in bergmännischer Bauweise zu prüfen.
  • Durch eine Verlängerung der Tunnelanteile die oberirdischen Streckenanteile östlich des Inns möglichst weit zu reduzieren.
  • Im Fall einer oberirdischen Trassenführung im Anschluss an den Tunnel Ringelfeld bis zur Verknüpfungsstelle „VKN Aubenhausen“ die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.
  • Mit der Verknüpfungsstelle „VKN Niederaudorf-BAB“ eine planerische Lösung zu finden, um die Beeinträchtigungen des südlichen Inntals auf das unvermeidbare Maß zu begrenzen. Dies schließt die Prüfung von Planungsalternativen ein.
  • Mit der Verknüpfungsstelle „VKN Aubenhausen“ sicherzustellen, dass das Vorhaben keine Verschlechterungen der infrastrukturellen Voraussetzungen im schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehr zur Folge hat.

Die violette Variante ist für die Regierung von Oberbayern nur raumverträglich, wenn sie insgesamt als Tunnel für beide Innquerungen realisierbar ist. Dies lässt uns hoffen und zeigt, wie wertvoll unser Einsatz für das Raumordnungsverfahren war, so Bürgermeister Stefan Adam. „Spannend wird bei den weiteren Untersuchungen der violetten Trasse, wie der mit 28 Kilometern längste Bahntunnel Deutschlands technisch und finanziell realisierbar wäre.“

Braucht’s denn des?
Auf die vordergründige Frage, ob der Bedarf für einen Trassenneubau denn überhaupt gegeben sei, antwortete der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Es soll eine verträgliche und richtige Entscheidung für Bürger, die Natur und die Wirtschaft getroffen werden“. Eine Bedarfsprüfung erfolgt im Raumordnungsverfahren nicht, sondern ist einem nachfolgenden Zulassungsverfahren vorbehalten. Verkehrsministerin Schreyer betonte bei der Pressekonferenz, dass sich die Verkehrspolitik massiv verändere. Sie ließ allerdings offen, welche planerischen Auswirkungen dies jedoch haben wird. Unabhängig vom künftigen Verfahrensverlauf ist das Bundesverkehrsministerium gefordert, belastbare Zahlen für den Bedarf vorzulegen. Ein Gutachten dazu wird erst für 2023 in Aussicht gestellt. Die Betrachtung der Bestandsstrecke ist für Bund und Bahn mit kaum nachweisbaren Argumenten weiterhin indiskutabel. Vertreter verschiedener Bürgerinitiativen im Landkreis haben daher Staatsminister Aiwanger ein Schreiben sowie zwei Gutachten des renommierten Verkehrsplanungsbüros Vieregg-Rössler GmbH zum Ausbau der Bestandsstrecke überreicht. Darin wird die Möglichkeit eines Ausbaus bekräftigt. Aiwanger versprach, dieses zur Prüfung weiterzuleiten und lässt die Befürworter auf Antwort warten.

Wie geht’s weiter?
Jetzt richten sich alle Blicke auf die Trassenauswahl der Deutschen Bahn. Womöglich schon nach den Osterferien wird die favorisierte Trasse vorgestellt und Klarheit in der Region geschaffen, so die DB Netz AG. Ob der straffe Zeitplan eingehalten werden kann, bezweifelt Landrat Otto Lederer und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Lederer wird zudem nicht Müde auf Österreichs Trassenführung zu verweisen. Dort verlaufen zum Beispiel 80 Prozent der Gleise für den Nordzulauf unter der Erde. Gleiches müsse auch für die Strecke im Landkreis Rosenheim gelten. „Wir wollen keine EU-Bürger zweiter Klasse sein“, sagte Lederer. Die DB Netz AG möchte zügig die insgesamt beste Trasse finden. Ob diese jedoch auch die beste Lösung für unsere Gemeinde ist, wird sich zeigen.

Interessante Links:

Die Bürgermeister der Gemeinden Prutting, Rohrdorf, Stephanskirchen, Schechen und Riedering mit Regierungspräsidentin Maria Els bei der Abgabe der Stellungnahmen im Juli 2020